Am Dienstagabend fand das zweite, von der Konrad-Adenauer-Stiftung und Prof. Dr. Michael Schierack organisierte, politische Kamingespräch in Branitz statt. Diese Reihe bewegt sich abseits der Tagespolitik mit anderen, vielleicht weniger oft diskutierten aber eventuell grundsätzlicheren Fragen. Dieses Mal ging es um die Glücksökonomie und das Thema „Glück kommt selten allein: Warum wir Wachstum brauchen“.
Erst in den letzten Jahren ist „Glück" auch zu einem Thema für die Wirtschaftswissenschaft geworden. Dies mag überraschen, denn ist nicht der Gegenstand des Wirtschaftens das Materielle? In der Tat beschäftigt sich die (Makro-)Ökonomik noch heute hauptsächlich mit der Produktion und Verteilung von Gütern. Entsprechend steht das Bruttosozialprodukt (BIP) und seine Wachstumsrate als Maßstab für diese Leistung im Vordergrund und gilt als Schlüsselindikator bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung sowie staatlicher Wirtschaftspolitik.
Allerdings wird die Aussagekraft dieses vermeintlichen Wohlstandsindikators auch vor dem Hintergrund ökologischer und ökonomischer Verwerfungen in Frage gestellt: so gibt das BIP keine Auskunft über etwaige Umweltschäden, über die Einkommensverteilung oder Formen unbezahlter Arbeit (z.B. Ehrenamt, Hausarbeit). Es kommt hinzu, dass die Zufriedenheits- bzw. "Glücks-„ forschung - ein neuer Zweig in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften - festgestellt hat, dass sich die Lebenszufriedenheit, beispielsweise in Deutschland, seit Beginn der 1990er Jahre trotz steigender Wirtschaftsleistung nicht erhöht hat.
Mehr materieller Wohlstand bedeutet also nicht automatisch mehr Wohlstand im Sinne von Lebensglück. Was aber sind dann die treibenden Glücksfaktoren? Sollte die ökonomische Messgröße Bruttoinlandsprodukt durch subjektive Zufriedenheitsindikatoren ersetzt werden? Brauchen wir überhaupt noch Wirtschaftswachstum? Welche Rolle spielt es im Kontext der Sozialen Marktwirtschaft, d.h. der deutschen Wirtschaftsordnung?
Diesen und weiteren interessanten Fragen ist der Referent, David Gregosz, Politikwissenschaftler und Volkswirt und in der Politikberatung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin für den Bereich „Grundsatzfragen/Ordnungspolitik" zuständig, nachgegangen. Die rund 30 Gäste verfolgten aufmerksam den Vortrag des Referenten und diskutierten im Anschluss mit ihm und dem Landtagsabgeordneten über die eine oder andere Anmerkung zum Verhältnis von Glücksökonomie und sozialer Marktwirtschaft.