Ihre Beratung am 10.10.2011 führte die Fraktion CDU, Frauenliste Cottbus im Menschenrechtszentrum Cottbus e.V., also dem ehemaligen Gefängnis in der Bautzener Straße, durch. Die Kommunalpolitiker wollten sich vor Ort über die Fortschritte bei der Errichtung der „Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus“ informieren und bei einem Rundgang ein Bild von den unmenschlichen Haftbedingungen, die zu DDR- Zeiten hier herrschten, machen.
Sylvia Wähling, die Geschäftsführende Vorsitzende des Vereins „Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.“, berichtete darüber, dass das Projekt auf einem guten Weg ist, der Verein derzeit 109 Mitglieder hat (Tendenz steigend) und man dankbar für die Hilfe und Unterstützung von den verschiedensten Seiten, u.a. auch von der Stadt Cottbus, ist.
Weiterhin informierte sie über die Aktion „1 Ziegel für 1 Maueropfer“, die am 13. August 2011, dem 50. Jahrestag des Mauerbaus, durch den Verein gestartet worden war. Zurzeit sind ca. 1.600 Namen von Fluchtwilligen bekannt, die ihr Leben an der Berliner Mauer, der innerdeutschen Grenze, in der Ostsee oder an den Grenzen anderer osteuropäischer Länder lassen mussten. Auf jeweils einem Ziegel wird der Name des Todesopfers eingebrannt. Mit allen Ziegeln wird der Künstler Gino Kuhn auf dem Gelände der Gedenkstätte ein Kunstwerk errichten. Cottbus ist der richtige Ort für diese Aktion, waren doch hier vorwiegend Republikflüchtlinge inhaftiert, die das Glück hatten, bei ihrem Fluchtversuch nicht erschossen worden zu sein. Die CDU-Mitglieder der Fraktion „kauften“ spontan 11 Ziegel und unterstützen damit die Gedenkaktion „1 Ziegel für 1 Maueropfer“ mit 220 Euro.
Anschließend führte Siegmar Faust die Teilnehmer durch einen Teil der Haftanstalt und berichtete als ehemaliger Häftling authentisch über die Bedingungen in dem früheren „Devisenbringergefängnis“ der DDR. Zu seiner Zeit waren etwa 80% der Inhaftierten politische Gefangene, deren Schicksal der Verein in der zukünftigen Gedenkstätte darstellen möchte. Hier waren z.B. Künstler wie der Schauspieler Uwe Kockisch, wie der Plastinator Gunther von Hagens eingesperrt oder Bürger wie ein 75 Jahre alter Mann, dessen Schicksal Herrn Faust besonders berührte. Der Enkel hatte – wie viele Menschen in der damaligen Zeit - den Satz „Wenn ich das Loch in der Mauer sehe, bin ich weg“ fallen lassen. Als der Großvater durch die Stasi wegen des Fluchtversuchs seines 18-jährigen Enkels vernommen wurde, erwähnte er in seiner Naivität diesen Satz und erhielt 18 Monate, weil er angeblich die Flucht nicht verhindert hatte.
Siegmar Faust gab in der Haftanstalt die Zeitung „Armes Deutschland“ – als Gegenzeitung zum „Neuen Deutschland“ - unter schwierigsten Bedingungen heraus. Selbst als er deswegen 401 Tag im sog. „Tigerkäfig“, der furchtbaren Einzelhaft, saß, gelang es ihm mit Hilfe anderer Häftlinge, die Zeitung weiterhin erscheinen zu lassen. Das machte die Anstaltsleitung ratlos: „Der Faust ist isoliert und trotzdem erscheint die Zeitung.“ Keine Frage, dass die Publikation von den Häftlingen gern gelesen wurde – trotz der Spitzel, die ihre Beobachtungen natürlich meldeten.
Besonders erschüttert waren die Stadtverordneten von einer ehemaligen Zelle mit einem 4-Stock-Bett, in der auf engem Raum 28 Häftlinge in sieben solcher Betten untergebracht waren.
Das Anliegen des Vereins ist es, die Geschichte der Haftanstalt sowohl während der NS– als auch der DDR- Diktatur zu präsentieren. Dafür soll eine Gedenk-, Begegnungs- und Bildungsstätte errichtet werden, was die Fraktion CDU, Frauenliste Cottbus mit ihren Möglichkeiten unterstützen wird.