Seit nunmehr beinahe 21 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen den CDU-Kreisverbänden aus Hagen und Cottbus. Mehrfach schon hat man sich mittlerweile besucht und auch gegenseitig bei Wahlkämpfen unterstützt. Anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Deutschen Wiedervereinigung, war es nun wieder einmal soweit und obwohl man in NRW gerade ob der Mitgliederbefragung anlässlich der anstehenden Landesvorsitzendenwahl alle Hände voll zu tun hat, kamen sieben Hagener um den stellvertretenden Kreisvorsitzenden Christian Kurrat.
Da viele der Hagener Cottbus nun schon kennen, wurde bei der Zusammenstellung des Programms auf Orte gesetzt, die mit der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands zu tun haben. Schon auf der Hinfahrt legte man einen Stopp an der ehemaligen Deutsch/Deutschen Grenze in Marienborn/Helmstedt ein. Nachdem die Gäste am Donnerstag Abend von Vorstandsmitgliedern des Kreisvorstandes, der Fraktion sowie einiger Unterverbände bei Kaffe und Kuchen in der Kreisgeschäftsstelle begrüßt wurden, verteilten sie sich im Anschluss daran auf mehrere Ortsverbandssitzungen um so auch einmal die Parteibasis in Cottbus kennen zu lernen.
Der Freitag bot ein ziemlich abwechslungsreiches Programm, welches im ehemaligen Stasiknast Cottbus begann, wo Herr Faust vom Menschenrechts e.V. eine sehr anschauliche Führung durch das Areal des größten politischen Gefängnisses der DDR bot und unter anderem auch einiges von den erschreckenden Erlebnissen seiner eigenen Haftzeit als "Politischer" in dem vor 20 Jahren untergegangenen Unrechtsstaat verriet.
Am Nachmittag widmete man sich dann dem kulturellen Höhepunkt der Stadt Cottbus, dem Staatstheater am Schillerplatz und genoss auch hier eine sehr informative Führung durch diesen prachtvollen Bau, der an selbigem Tage seinen 102ten Geburtstag feierte. Abends nutzten einige der Gäste die Gelegenheit auch den Stammtisch der Jungen Union Cottbus zu besuchen und den Abend anschließend bei einem gemeinsamen Bierchen ausklingen zu lassen.
Vielen Dank an Georg Kuthe für die tollen Bilder!
Eine der Gegenden in der sich der Wandel vielleicht am deutlichsten vollzogen hat, ist der Teil der Niederlausitz südlich von Cottbus, der so stark vom Bergbau geprägt ist. Die meisten Gruben sind geschlossen, die Abwanderung ist hoch, die Natur aber hat sich erholt und das Lausitzer Seenland entsteht. So wurden z.B. der Tagebau Welzow Süd, das Dorf Pritzen, die Stadt Senftenberg, der Aussichtsturm am Sornoer Kanal und auf Wunsch der Gäste - die Führung in Branitz bei einem der letzten Besuche hatte scheinbar Appetit gemacht - auch das UNESCO-Welterbe der Lausitz, der Fürst-Pückler-Park Bad Muskau besucht.
Am Nachmittag fand dann die angekündigte Veranstaltung in der erfreulich gut gefüllten Schlosskirche statt. Pfarrer Polster, selbst einer der aktiven Köpfe im Wendeherbst 89, hielt eine Andacht und mehrere Vertreter verschiedener Altersgruppen sowie Herkunftsregionen und Konfessionen erzählten in kurzen Statements aus ihrer persönlichen Sicht der Dinge, wie sie Wende und Einheit erlebten und was sie ihnen brachte, bzw. bedeutet. Begleitet von Orgelmusik und Gesang wurden feierlich Kerzen zu guten Wünschen entzündet.
Der Samstagabend war dann ein großes gemütliches Beisammensein im Mosquito am Altmarkt. Die reservierten Plätze reichten gar nicht aus um alle Gäste unterzubringen und so wurden noch Tische und Stühle zusammengeschoben. An dieser langen Tafel mussten Ost und West nicht erst zueinander finden, man kennt sich mittlerweile und mag sich auch. Und so saß man bei leckeren Speisen und Getränken sowie interessanten Gesprächen stundenlang zusammen - gelebte Einheit!
Sonntag, der 3. Oktober 2010, eine Gruppe von Leuten die aus gebürtigen Westfalen, Brandenburgern, Schwaben, Sachsen, Niedersachsen, Ostpreußen, und Bayern besteht, welche sich heute in der Hagener oder Cottbuser CDU engagieren, tingelt kreuz und quer durch die grenzenlose Bundeshauptstadt Berlin - vor 1989 völlig undenkbar. Folgende Ziele wurden im Laufe des Tages besucht:
Nahe der großen Parade- und Aufmarschstraße Frankfurter Allee (Ex-Stalinallee) wo einst die Panzer und Raketen rollten und sich die Bevölkerung nebst Winkelementen zum befohlenen Jubeln einfinden durfte, versteckt sich in einem unscheinbaren Plattenbauareal der ehemalige Hauptsitz des Ministeriums für Staatssicherheit. Mit 91.000 hauptamtlichen und bis zu 200.000 "informellen" Mitarbeitern, davon übrigens auch ca. 22.000 im Westen, der pro Kopf eigener Bevölkerung größte Geheimdienstapparat der Welt.
In der Bernauer Straße, wo einst die erste Mauertote zu beklagen war und Conrad Schumann seinen legendären Sprung über den Stacheldraht machte, ist ein Stückchen des "Antiimperialistischen Schutzwalls" erhalten geblieben, an dem nach letztem Stand der Forschung 1393 Menschen ihr Leben ließen. Auch am Ufer der Spree zwischen den Kneipenvierteln von Kreuzberg und Friedrichshain wo heute Jugendliche aus Ost, West und dem Rest der Welt ein reges (Multi-)kulturelles Leben genießen, verlief einst die Grenze. Heute finden wir hier die East-Side-Gallery zur einen und eine schöne Uferpromenade zur anderen Seite der Mauer.
Die Glienicker Brücke über die Havel zwischen Berlin und Potsdam war einst Ort von Gefangenenaustauschen, sowohl von enttarnten Spionen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion, als auch bei den Häftlingsfreikäufen zwischen BRD und DDR. Nur wenige Meter entfernt, liegt mit Schloss Cecilienhof der Tagungsort der Potsdamer Konferenz auf der die Siegermächte, nur wenige Jahre zuvor, Deutschland und die Welt in Interessensphären aufteilten. Zum Tag der Deutschen Einheit findet hier jährlich eine Festveranstaltung der CDU Potsdam statt, welcher auch wir einen Besuch abstatteten.
Am Abend schließlich begab man sich zum Brandenburger Tor, dem Sinnbild für Teilung und Wiedervereinigung Berlins und Deutschlands. Zigtausende Menschen aus aller Welt hatten sich zu einer ausgelassenen Party eingefunden, bei der eine Band aktuelle Pophits zum Besten gab und Currywurst und Bier konsumiert wurden. Auf dem Platz der Republik vorm Reichstag nebenan, traf Bundestagspräsident Lammert aber auch ernsthaftere Töne. Als Krönung des Tages begegnete man im Hotel Adlon dann sogar noch einem der Macher der Deutschen Einheit: Hans-Dietrich Genscher!
Anbei noch ein
Bericht von Armin Ehrlichmann, dem Vorsitzenden der SU Cottbus.